Am vergangenen Freitag war es also soweit: der Bundestag hat unserem Friedenskanzler das Ver Miß ?-trauen ausgesprochen. SPD-Partei- und Fraktionschef Müntefering versicherte ihm dabei zuvor noch einmal eingehendst und innigst, dass die Fraktion hinter ihm stehe. Das Ergebnis: 151 Abgeordnete sprachen ihm das Vertrauen aus, 296 versagten es ihm, 148 enthielten sich der Stimme. Schröder hat damit sein Ziel erreicht. Der schwarze Peter liegt nun bei Bundespräsident Horst Köhler (ja, genau der, dem Stimmen aus dem Koalitionslager Parteipolitik vorwarfen), in dessen Haut ich in den nächsten 21 Tagen nicht stecken möchte.
Ironischerweise hat aber gerade ein Abgeordneter der Grünen-Fraktion das ganze Theaterstück um diese Abstimmung und die nachfolgenden Konsequenzen als das enttarnt, was es ist: als eine Farce. Wenn er sagt, dass es „zu dem Grotesken dieses Vorgangs“ gehöre, „dass ausgerechnet die Alt-68er über einen Missbrauch des Artikels 68 Grundgesetz ihren Abgang vorbereiten“ dann muss man ihm – als rational denkender Mensch – absolut beipflichten.
Es wurde nicht nur aus fadenscheinigen Gründen ein Anlass für die mit Neuwahlen verbundene Vertrauensabstimmung gesucht, man hat auch noch sämtliche Logik, die man bei einer Frage wie „Vertraut ihr mir?“ vorfindet, ins Unermessliche pervertiert und damit die wunderbare Scheinwelt geschaffen, dass man dem Regierungschef das Vertrauen entziehen müsse, um ihm die Gefolgschaft zu beweisen. Und zu guter letzt bleibt man wohl dabei, den Friedensgerd wieder als Kanzlerkandidaten ins Rennen zu schicken – ein durchaus wagemutiger, obgleich einfältiger Plan.
Als Wähler kann man nun, sollte es denn wirklich spätestens am 18. September Neuwahlen geben, nicht anders als sich am Kopf zu kratzen und zu fragen: Was soll ich tun?
Hoffen wir, dass die bundesrepublikanische Bevölkerung nicht ganz so planlos sein wird wie die Damen und Herren in der Volksvertretung und auch wirklich denjenigen ihr Vertrauen ausspricht, denen es vertraut. Oder wird man ihm Wahlkampf dafür werben, dass man die Union wählen soll, wenn man eigentlich die SPD an der Regierung haben möchte, weil nur das ein echter Beweis des Vertrauens in die roten Genossen sei?

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