Drücke „Enter“, um zum Inhalt zu springen

Marx und der Marxismus

Karl Marx wollte kein „Marxist“ sein, weil dies zu seiner Zeit seinen Anspruch und sein Selbstverständnis bedeutend geschmälert hätte.

Wir erinnern uns:

Die sozialistische Bewegung war zu Beginn keineswegs ein monolithischer Block, und was sich später als marxistische Orthodoxie herausgebildet hat, musste sich erst gegen alternative Entwürfe durchsetzen. Einen dieser Alternativentwürfe vertrat Michail Bakunin. Wie Marx nahm auch er in Anspruch, mit seiner politischen Theorie den Sozialismus-Kommunismus verwirklichen zu können. Der Unterschied: Für ihn war das „Fegefeuer des Kapitalismus“ (Zitat von Viktor Chernov, dem späteren Vorsitzenden der russischen Partei der Sozialrevolutionäre, die den bakuninschen Flügel im russischen Sozialismus nicht fallen ließ) nicht notwendig. Marx nannte solcherlei Ansätze „utopisch“ (im Gegensatz zu seinem „wissenschaftlichen Sozialismus“); die „Utopisten“ nannten seine Fraktion im Gegenzug „Marxisten“, um auszudrücken, dass der Anspruch dieser theoretischen Schule begrenzt sei (da auf eine Person und nicht auf den Kommunismus gerichtet).

Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts, als sich die marxsche Schule zu dem Schwergewicht im sozialistischen Diskurs entwickelt hatte, wurde der Begriff positiv konnotiert. Hier ging es dann nämlich darum, die eigene Treue zur Theorie Marxens herauszustreichen. Selbst die Partei der Sozialrevolutionäre hat immer wieder betont, eigentlich das wahre Erbe von Marx zu tragen (interessant hinsichtlich der Theorie von der „permanenten Revolution“, die Trockij von ebendieser Partei übernommen hat) und es entsprechend der Gegebenheiten in Russland umsetzen zu wollen.

Letztlich hat sich diese Bedeutung des Wortes „Marxist“ („Marxismus“) bis heute gehalten. Die Frankfurter Schule beispielsweise gründet sich auf dem Anspruch, Marxens wahres Erbe zu bewahren und zu verwirklichen.

Schreibe den ersten Kommentar

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert