Knappe drei Monate vor der eventuellen Neuwahl und auf dem Zenit der Verhandlungsgespräche zwischen WASG (Ex-SPD) und SED/PDS beeindruckte Einheitsgegner, Fast-Kanzler (1990) und Ex-Finanzminister (1998/99) Oskar Lafontaine mit rhetorischer Versiertheit, die nicht nur rote Genossen entzücken dürfte.
Nachdem SPD-Chef Müntefering sich schon über Heuschrecken ausgelassen hatte, die das Land abgrasen würden, verblüffte Lafontaine das Publikum mit Ausdrücken wie Fremdarbeiter, die den Deutschen die Arbeit nähmen, oder dass nur derjenige ein Deutscher sei, der sich an der Gemeinschaft beteilige (und nicht etwa, wie im Grundgesetz geschrieben, derjenige, der einen deutschen Pass hat) – und stellt sich damit in eine Tradition, die nach und nach immer gesellschaftsfähiger wird.
Wie groß war der Aufstand um die Demonstration der Ostpreußischen Landsmannschaft (powered by NPD) anlässlich des sechzigsten Jahrestages der Bombardierung Dresdens? Wie heiß diskutierte man anlässlich des Jubiläums am 8. Mai, als man die Braunen von geschichtsträchtigen Orten fernhalten wollte? Und wie groß war die Empörung über Schlagworte wie „Bombenholocaust“ im sächsischen Landtag? Hat man denn etwa all seine Ideale verkauft, all seine Prinzipien verraten? Warum gab es hier kein Raunen durch alle Reihen hinweg, keinen neuen „Aufstand der Anständigen“ gegen die zunehmende, schleichende Nazifizierung unserer Sprache? Ist man denn nun tatsächlich auf einem Auge blind?
Hatte man einen Stoiber noch medienwirksam angegriffen, als er behauptete, die momentane Lage am Arbeitsmarkt sei verantwortlich für das Erstarken der rechtsextremen Kräfte, hatte man an einem Martin Hohmann noch ein Exempel in Form einer Hexenjagd (mitsamt Läuterung im Inquisitionskeller der Bundestagsfraktion) statuiert, so ist es doch sehr verwunderlich, dass die Reaktionen auf diesen Fauxpas gen Null streben. Vor allem in dem Bereich des konventionellen politischen Spektrums, das sich den „Antifaschismus“ sonst so groß auf die Fahnen geschrieben hatte.
Die NPD hingegen kann dem ganzen mit einem lachenden und einem weinenden Auge entgegenblicken. Schließlich ist es nun schon so weit gekommen, dass von ihr vertretene Thesen – beispielsweise der Gedanke der Volksgemeinschaft oder das Sündenbockmodell mit den Fremdarbeitern – nicht mehr gesellschaftlich geächtet werden. Damit wäre dann nämlich ein großer Schritt im Kampf um die Köpfe getan. Andererseits aber muss sie nun um Wählerpotential bangen. Denn wen wird der gemeine Deutsche wohl wählen? Den stigmatisierten Rechten oder den unangreifbaren da „antifaschistischen“ Linken, der trotzdem die gleiche Linie fährt?
Insofern könnte doch die „Demokratische Linke.PDS“ noch eine weitere Listenbündelung anstreben und sich dann in „National-Demokratische Linke.PDS“ (schließlich muss die SED ja erkennbar sein) umbenennen. Zusammen mit der von der NPD ins Leben gerufenen „Volksfront für Deutschland“ könnte man es dann vielleicht tatsächlich schaffen, drittstärkste Kraft im neuen Bundestag zu werden. Hoffen wollen wir dies jedoch keinesfalls.

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